Als Teil der Internationalen Bauausstellung Emscher Park entstanden zwei Wohnbauprojekte zum Eigenbau durch die Bewohner zu sehr bescheidenen Kosten, eines in einem Vorwort von Lünen, das andere in Gelsenkirchen. In beiden Fällen wurden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der einfacheren Ausführung einfache zweigeschossige Reihenhaustypen umgesetzt.
Die Häuser wurden auf Bodenplatten ganz in Holzrahmenbauweise, mit horizontaler Holzverkleidung und leicht geneigten Grünflächen auf Foliendächern erstellt. Die Grundrisse mussten einfach und rechtwinklig sein, die Räume und Verkehrsflächen sinnvoll geplant werden, um den verfügbaren Platz am besten auszunutzen zu können. Jedoch wurde öde Monotonie im Gesamtplan vermieden, indem Varianten der Haustypen und der Hausbreite und auf Wunsch auch zusätzliche Elemente wie Wintergärten oder Abstellschuppen zugelassen waren. Ein in der Vergangenheit häufig genutzter Vorzug des Holzskeletts ist die Möglichkeit, das Obergeschoß über das Erdgeschoß auskragen zu lassen, dadurch können die tiefen Schlafräume einiger Häuser über den knapperen Eingangsbereich herausragen und geschützte Bereiche sowie gegliederte Fassaden bilden. Die Gründächer haben »Schmetterlings«-Form; sie sind zu einer mittigen Ablaufrinne geneigt, speichern jedoch einen Teil des Regenwassers, bevor der Rest abfließt. In diesem Teil des Daches kann leicht ein zentrales Oberlicht über dem Bad eingefügt werden. Die Wirkung des Daches als behütendes, schützendes Element wird am Außenrand durch überstehenden hölzernen Sonnenschutz noch verstärkt. Um die Realisation des Hauses auch für unerfahrene Eigenbauer möglich zu machen, wurde ein Konstruktionssystem aus standardisierten, rechtwinkligen Tafeln entworfen, die eine nach der anderen temporär auf der Baustelle vorgefertigt werden konnten. Obgleich jede Familie die Innenausstattung ihres eigenen Hauses ausführen durfte, wurde die Primärkonstruktion in organisierter Gruppenselbsthilfe erstellt, weil zum einen dazu mehr Muskelkraft erforderlich war und zum anderen die Eigenbauer dadurch voneinander lernen konnten. Durch diese Erfahrung entstand ein starkes Gemeinschaftsgefühl, noch ehe die Häuser fertiggestellt waren, und es wurde eine Nachbarschaftsbeziehung kultiviert, die immer seltener wird, weil die Menschen häufiger umziehen und für sich bleiben. Vielleicht lernt man letztlich auf einer Baustelle mehr vom normalen Leben als von guter Architektur, denn es ist eine Gemeinschaft von befreundeten Familien mit relativ geringem Einkommen entstanden, die eigene Häuser etwa zum Mietpreis einer Wohnung erwerben konnten, und die Bauten sind umweltfreundlich sowohl im Bau wie auch im täglichen Betrieb. In ästhetischer Hinsicht zeigen sie eine spartanische Eleganz.
fertigstellung 1999
adresse Solarsiedlung „Einfach und selber bauen“, Laarstraße, 45889 Gelsenkirchen
bauherr THS Treuhand Stelle GmbH
zusammenarbeit roland riebl
Bauausstellung IBA Emscher Park
baubeginn 1995
Wohnsiedlung Gelsenkirchen Laarstrasse
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
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