Da es sich bei dem UFO nur einen halben Elypsoiden handelt, war jetzt die Herausforderung, eine glaubhafte Geschichte zu erfinden, wie es zu dieser Halbheit kommen konnte
Eine erste Geschichte schildert, wie das Raumschiff die Schallmauer durchbricht.
Aus dem Sprachspiel „Schallmauer durchbrechen“ entsteht eine Lärm-Schutzwand zwischen Jugendclub und Stadt.
Diese Wand wäre später der Ausgangspunkt für die weiteren Entwurfsschritt. Diese Geschichte erschien uns zu destruktiv.
Die dritte Geschichte handelt von der Zellteilung der Elypsoiden auf dem Planeten Utopia:
Alle UFOs sind in Wirklichkeit nur halbe Elypsoiden, drehen sich aber über Ihre Mittelachse so schnell, dass sie von den Menschen als volle UFOs gesehen werden.
In diesem Fall kann die Wand mit dem jetzigen UFO erhalten bleiben und der Neubau findet auf dem Gelände des jetzigen Containerdorfes statt, unter Einbeziehung der Betonwand.
Beim ersten Treffen würden diese drei Geschichten dem Jugendclub präsentiert werden und zusammen mit der Vorstellung bereits anderer, von uns realisierter Jugendhäuser als erster input, für ein brainstorming dienen, an dem sich alle anderen Entwurfschritte weiter entwickeln würden.
Über diese Vorgehensweise würden wir den Entwurf des Jugendhauses emotional verankern und das Haus zu einem einmaligen Ort werden lassen können, mit dem sich nicht nur diese sondern auch spätere Jugendhausgenerationen voll identifizieren können.
Ein unbekanntes Objekt ist das Ufo am Jugendhaus in Nied schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Wer den Stadtteil mit der Straßenbahn von Griesheim aus anfährt, empfindet den eigenwilligen Anbau schon fast wie ein Wahrzeichen. Dieser Charakter sollte bei dem neu zu erbauenden Jugendhaus noch verstärkt werden: Und so erarbeiteten Jugendliche, Sozialarbeiter und Architekten am Modell ein eingeschossiges Haus, das den Ufo-förmigen Anbau integriert und mit einem geschwungenen Dach dessen rundliche Form aufnimmt. Untergebracht wurden unter anderem ein Kraft- und ein Gruppenraum sowie Rückzugsräume, getrennt für Jungen und Mädchen. Auch die Jugendberatung Nied sollte in den Neubau einziehen.
Schon die bisherige Planungsphase hat ihre ganz eigene Geschichte: Im vergangenen Frühjahr wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, sechs Architekten reichten ihre Entwürfe ein. Manche wollten das UFO wie gewünscht erhalten, andere nicht. Doch eine wesentliche Forderung wollte nur das Büro «Plus +» erfüllen: Die spannende Aufgabe, Baupläne und Modelle gemeinsam mit den Jugendlichen zu entwerfen. «Sicher, man investiert dafür viel Freizeit, doch es lohnt sich», sagte der Architekt. «Denn die jungen Leute identifizieren sich mit ihren Häusern, gehen viel pfleglicher und kreativer damit um.» Kreativ zeigten sich die Jugendlichen schon bei der Besprechung der Modelle: Das traf auf das runde geschwungene Dach zu, aber auch auf die Innenaufteilung. «Jungen- und Mädchenräume sollen sich nebeneinander befinden, schön wäre eine Spielkonsole», schlug Ivo Ajouaou (16) vor. Nicole Michel (15) wollte auf jeden Fall eine lichtdurchflutete Terrasse im Mädchenraum. Beide Räume sollen jetzt im Nordflügel des ersten Stockes verwirklicht werden. Im Süden zur Birminghamer Straße soll im Erdgeschoss ein Café entstehen, im ersten Stock ist der Gruppenraum geplant. In die Mitte soll eine Halle kommen. Im Osten in unmittelbarer Nähe zum Anbau ist im Erdgeschoss die Jugendberatung vorgesehen, im ersten Stock sollen Verwaltungsräume untergebracht werden.
Bis zu diesen ersten Modellen war es für die Jugendlichen ein hartes Stück Arbeit: Immer wieder formten sie ihre Vorstellungen in Knete, schufen so die Vorlagen für die ersten Holzmodelle. Die Geschichte des Ufos empfanden sie in einer kreativen Bildergeschichte nach. Tatsächlich konnte der futuristische Anbau vor acht Jahren dank einer Spende der Firma «Expo Technik» verwirklicht werden.
Workshops sind für die Jugendlichen noch in den kommenden Wochen vorgesehen, bis ein Modell im Maßstab 1:20 steht. Hübner ist überzeugt, dass sich die Mühe lohnt: «Die Häuser, die ich so mit jungen Leuten verwirklicht habe, stehen bis heute unbeschadet.» (got)
Frankfurter Neue Presse vom 28.11.2005
fertigstellung 2008
adresse Jugendhaus Nied, Birminghamstraße 119, 65934 Frankfurt am Main
bauherr Stadt Frankfurt am Main
flaeche BGF ca. 656 m², BRI ca. 2.580 m³
baukosten ca. 1.150.000 € (KG 300-400, brutto)
zusammenarbeit Statik: Dr. Adrian Pocanschi
wettbewerb 1. Preis 2005
baubeginn 2006
Jugendhaus Nied
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
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72654 neckartenzlingen
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07127 92070